Die siebte Ausgabe des Festivals eröffnet in der Nordbahn-Halle mit der Gala "Activist Comedy Against Bullshit. A Night Of Political Comedy", die Geschichten von Akteur_innen überlappender sozialer Bewegungen und von Kämpfen gegen unterdrückende Strukturen erzählt und dabei die vielfachen Ausschlüsse durch Vergeschlechtlichung, Rassismus sowie die vielen anderen Formen der Exklusion adressiert. Aber keine Sorge, wir werden dich zum Lachen bringen! Nach der Show werden wir uns langsam auf die Tanzfläche bewegen, um unsere Politiken bei der Opening Party zu feiern. Währenddessen wird sich der Aufbau verändern, sodass du durch die Festivalzeitung von Mosaik blättern und dich in die Diskussionen der folgenden Festivaltage einlesen kannst.
In den darauffolgenden neun Tagen werden Gemeingut und Grenzen in vielen unterschiedlichen Weisen überlappen und ineinandergreifen, so wie sie das tagtäglich tun. Manche der WIENWOCHE-Projekte graben historisches Wissen aus und befreien es von den "Staubschichten", um zu zeigen, wie revolutionäre Formen der politischen Organisierung und eine Ökonomie der Umverteilung, die auf Gleichheit basiert – wie etwa die Wiener Räte der Zwischenkriegszeit –, nicht nur imperialistische und nationalistische Konzepte von Grenzen herausfordern, sondern ebenso die sozialen Hierarchien der (vergeschlechtlichten) Arbeitsteilung (Pannekoeks Katze). Erfahre mehr über die Genealogien und Träume, die aus diesen Erfahrungen und Experimenten hervorgingen, und wie sie noch heute auf uns einwirken. Nicht nur staatliche, sondern auch urbane Geschichte wurde durch profitorientierte Grenzmauern strukturiert. Das zeigt uns die Stadtplanung der Vergangenheit (Wiener Linienwall 1704-1894) sowie die gegenwärtige städtische Infrastruktur (Wiener Linien) auf sichtbaren wie auf unsichtbaren Ebenen. Trotzdem werden diese lokalen Grenzziehungen durch die Handlungen der Bürger_innen abgelehnt (Wiener Linien Bau).
Um zu der Vision beizutragen, in der öffentlicher Raum ein öffentliches Gut ist und somit allen gehört, ist es nicht nur wichtig vergeschlechtlichte, sondern auch altersbasierte Grenzen anzufechten (AAA!). Natürlich geht es nicht nur um die Verbindung zwischen Alter und Geschlecht, sondern nicht minder um die Verknüpfungen von Geschlecht, Sexualität und der Fiktion von "Rasse". Grenzen und ihre Ausschlüsse müssen also in ihrer Komplexität behandelt werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat das Festival einen Wrestling-Ring eingerichtet und lädt ein zu "A Punch Below The Belt". Postmigrantische Geschichten unterschiedlicher Generationen zeigen uns die Auswirkungen dieser ineinandergreifenden Machtmechanismen sowie deren Widersprüche: Rechte Ideologien schaffen es fast, den migrantischen Verstand aufzufressen (Kreuzpunkt).
In den letzten Jahren wurden Geflüchtete zu einem zentralen "Thema" der lokalen Kunst- und Kulturproduktion. Die Bühne steht ihnen jedoch weitaus seltener zur Verfügung, um über ihre eigene Biografie zu sprechen (Ein Staatenloser). Zusammen mit Alteingesessenen, Asylsuchenden, Forscher_innen und Kurator_innen setzt die WIENWOCHE 2018 ihre Tradition der politischen Intervention in Formen musealer Darstellung fort: “I stood at the seashore naked and I cried†ist der einleitende Satz des Bruchs mit dem nationalen Narrativ der Dauerausstellung des Volkskundemuseums Wien. Das Projekt “Die Küsten Österreichs†demaskiert die Nähe zu Frontex im Herzen der zentraleuropäischen Metropole. Das schwierige Thema des Krieges als Ursache für die Flucht von Menschen wurde in den letzten Jahren im Kunstfeld hingegen weit weniger diskutiert, vor allem wenn es um den Zusammenhang zwischen dem Geschäft mit der Kunst und jenem mit dem Krieg geht (krieg kuratieren).
Um sich auf die kommenden zehn Festivaltage vorzubereiten, fragt die WIENWOCHE zusammen mit Hans-Jürgen Poëtz: “The question is: Who cares?â€. Wo beginnt die Grenze (des Kümmerns) im eigenen Kopf, wo endet sie, und wie kann der öffentliche Raum, zu dem wir immer weniger Zugang haben, eine Projektionsfläche werden, auf der wir diese wichtigen Fragen stellen können?
Die Grenze und das Gemeingut werden mit den Ideen und den Projekten zusammenkommen, die etwas von der konstruktivistischen Avantgarde in sich tragen: Die Miniaturfabrik, die in Belgrad auf der "Balkanroute" entstanden ist, hat sich bis ins Herz von Wien bewegt – nach Favoriten. Nicht nur um zu zeigen, dass, auch wenn Österreich versucht die Route zu "schließen", dies nie möglich sein wird – denn die produktiven No-border-Ideen von Arbeit und Emanzipation können nicht gestoppt werden –, sondern auch um einen 6-Stunden-Tag für uns hier zu fordern (Mini-Fabrik). Zusätzlich zum Open Call für Projekte wird die WIENWOCHE auch dieses Jahr wieder Künstler_innen und Aktivist_innen in einem offenen Projekt mit einer Arbeitsgruppe versammeln, das als performatives soziales Experiment funktioniert, bei dem jede_r mitmachen kann, um ausgehend von Kafkas unvollständigem Werk Amerika im Kontext der Themen Arbeitsmigration und Prekarität zu forschen, zu reflektieren und zu agieren (K im Sommercamp).
Für die WIENWOCHE: Nataša Mackuljak und Ivana Marjanović
Leitungsteam seit 2016
Übersetzung: Dila Kaplan und Niki Kubaczek