WienWoche

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  • Projekte und Angebote im Rahmen von WIENWOCHE 2017

    WIENWOCHE 2017 Poster Pure Zeit WIENWOCHE 2017 bietet ein zehntägiges Festivalprogramm mit 14 Projekten. Zwölf davon wurden im Zuge von zwei Open Calls ausgewählt. Zudem lud WIENWOCHE alle Interessierten zur Teilnahme an einem sozialen Experiment: eine offene Arbeitsgruppe, die ein „Manifesto der idealen Arbeit“ ausarbeitet und im Rahmen des Festivals präsentiert.

    Dazu kommt noch das Eröffnungsprogramm von WIENWOCHE 2017, das am Freitag, 22. September, im Fluc und in der Fluc_Wanne mit zwei Partys über die Bühne geht. Als Headliner live on stage: der rising star der schwedischen Hiphop-Szene, Nadia Tehran. Davor lädt das Kollektiv Bunker vor dem Fluc zur „Talkshow in der Hängematte“ unter dem Motto „Proletarier_innen aller Länder, vergnügt euch!“. Danach erinnert die Gruppe 150 years after mit ihrem marxistischen Volksbildungs-Revuetheater und Kabarett „Endlich wird die Arbeit knapp“ an 150 Jahre „Das Kapital“, gefolgt von einer eigenen DJ-Line sowie der „DOLCE FAR NIENTE Opening Party“.

    In den darauffolgenden Tagen hört WIENWOCHE jenen genauer zu, die Substanzielles oder Exemplarisches über Arbeit, ihre Rahmenbedingungen, ihre Um-und Neuverteilung, ihre Zukunft, ihre Bekämpfung oder Vermeidung zu sagen haben. Der Bogen spannt sich hierbei von jenen Arbeiter_innen, die nur begrenzten Freizeitzugang haben und unter ausbeuterischen Bedingungen (z. B. in so genannten „Tagesstrukturen“) ihrem Tagewerk nachgehen (Die Bedürfniszentrale / PRO21), bis zu jenen, denen das Recht auf Arbeit durch das gegenwärtige Grenzregime verwehrt bleibt (New Stories from In- and Outside the Borders / PPC – Protest Production Collective).

    Das Kollektiv MAFI – in Wien lebende KünstlerInnen aus Syrien und der Slowakei – bietet einen Perspektivenwechsel auf die Zusammenhänge zwischen Krieg und Flucht, Integration und Arbeit sowie den Wert eines Menschen. Die involvierende Film-, Theater- und Performance-Produktion UMGEKEHRT verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, überprüft die Integrationsbereit-schaft des Publikums und sucht nach Alternativen zur Eingliederung in eine hierarchische Gesellschaft. Anhand konkreter Fälle thematisiert das Theaterprojekt Feldforschung. Protokoll einer mageren Ausbeute (Franz-Xaver Franz, Lia Sudermann, Olivia Platzer, Lissie Rettenwander, Sónia Melo) die in Österreich praktizierte Ausbeutung von ErntehelferInnen aus Osteuropa sowie deren Widerstand.
     

    In der Fünfhauser Reindorfgasse verarbeitet der Arbeitskreis für Müßiggang, eine Gruppe von SoziologInnen der Universität Wien und befreundete  KünstlerInnen, die eigenen Forschungsergebnisse rund um das Thema Arbeit, Arbeitszeit und Digitalisierung sowie Utopien arbeitsfreier Gesellschaften zu einer multimedialen und interaktiven Ausstellung mit dem Titel Arbeit am Müßiggang. Alternative Weltentwürfe fußen auf Überlegungen zu Wirtschaft und Wissensaustausch, die sich über monetäre (und patriarchalische) Beziehungen hinwegsetzen. Deshalb beginnt eine neue utopische Initiative in einem Skatepark, in dem (sich) nicht nur DIY-Subkulturen und Austauschpraktiken bewegen, sondern wo vor allem „Frauen und Queers“ die Freizeit, den Austausch von Fähigkeiten und Objekten übernehmen (TRADE PARK / Ana Paula F, Melissa Antunes de Menezes, Antonia Wagner-Strauss).

    Da es bei dolce far niente auch um Vergnügen, um die Freude am Nichtarbeiten oder an einer neuen Art zu arbeiten geht, werden gängige Welten der kapitalistischen Entspannung erforscht und ironisch kommentiert. Mit dem Sanatorium Sonnenland (SelfSightSeeing Company) verarbeitet WIENWOCHE die Konsumangebote der Freizeit- und Erholungsindustrie. Das Publikum reist mit der „Kurtram“ vom Urban-Loritz-Platz ins Sanatorium in Simmering, wo diverse Erholungs-Angebote und eine lustvolle Auseinandersetzung mit der nach Wellness dürstenden Leistungsgesellschaft warten. Ein weiterer Raum der Regeneration, das Floridsdorfer Bad, wird zum Rahmen für wassersport- und modebezogene Showeinlagen sowie für Aqua-Aktivismus (Menschen im Bad / Ursula Napravnik und Freund_innen).

    Im Zuge von WIENWOCHE 2017 greifen musikalische Wegelagerer und Zeitdiebe rund um Akkordeonist Otto Lechner und Instrumentenerfinder Hans Tschiritsch die dolce far niente-Bewegung auf. Sie verführen mit ihrer wienerischen Weltmusik Passant_innen zum Tanzen und auch zum Verlängern ihrer Arbeitspausen (NoMaden im Speck). In thematischen Stadtspaziergängen führt die Schrift-hin-und-her-stellerin Natalie Deewan zu aufgelassenen Wiener Geschäftslokalen (Nach Geschäftsschluss). Deren Aufschriften hat sie anagrammatisch bearbeitet und enthüllt so einen möglichen tieferen Sinn der auf dem Weg des Kapitalismus gestrauchelten Umschlagplätze. Aus der PUTZEREI wird so die Hoffnung auf PURE ZEIT – und ein logisches Bildsujet für WIENWOCHE 2017.

    Zu guter Letzt beteiligt sich WIENWOCHE 2017 auch an Gesprächen über verschiedene Arten des Zusammenarbeitens, initiiert von anderen Kulturprojekten und Festivals in der Stadt, seien es das Volksstimmefest, Soho in Ottakring oder die Kunsthalle Wien. Letztere öffnet im Rahmen der Ausstellung „How To Live Together“ ein Community College, an dem sich auch Projekte von WIENWOCHE 2017 beteiligen.

    Nataša Mackuljak und Ivana Marjanović
    Leitungsteam WIENWOCHE seit 2016

    Video-Rückblick auf WIENWOCHE 2017